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Humboldt, Wilhelm von. Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues – T04

Ueber das Entstehen der grammatischen Formen, und
ihren Einfluss auf die Ideenentwicklung

[Gelesen in der Academie der Wissenschaften am 17. Januar 1822.]

Indem ich versuchen werde, den Ursprung der grammatischen Formen,
und ihren Einfluss auf die Ideenentwicklung zu schildern, ist es nicht
meine Absicht, die einzelnen Gattungen derselben durchzugehen. Ich
werde mich vielmehr nur auf ihren Begriff überhaupt beschränken, um
die doppelte Frage zu beantworten:

wie in einer Sprache diejenige Bezeichnungsart grammatischer Verhältnisse
entsteht, welche eine Form zu heissen verdient? und

inwiefern es für das Denken und die Ideenentwicklung wichtig ist,
ob diese Verhältnisse durch wirkliche Formen, oder durch andre Mittel
bezeichnet werden?

Da hier von dem allmählichen Werden der Grammatik die Rede ist,
so bieten sich die Verschiedenheiten der Sprachen, von dieser Seite aus
betrachtet, als Stufen in ihrem Fortschreiten dar.

Nur muss man sich wohl hüten, einen allgemeinen Typus allmählich
fortschreitender Sprachformung entwerfen, und alle einzelnen Erscheinungen
nach diesem beurtheilen zu wollen. Ueberall ist in den Sprachen
das Wirken der Zeit mit dem Wirken der Nationaleigenthümlichkeit
gepaart, und was die Sprachen der rohen Horden Amerikas und
Nordasiens charakterisirt, braucht darum nicht auch den Urstämmen
Indiens und Griechenlands angehört zu haben. Weder der Sprache einer
einzelnen Nation, noch solchen, welche durch mehrere gegangen
sind, lässt sich ein vollkommen gleichmässiger, und gewissermassen
von der Natur vorgeschriebener Weg der Entwicklung anweisen.

Die Sprache, in ihrer grössesten Ausdehnung genommen, kennt aber
einen letzten Mittelpunkt im Menschengeschlecht überhaupt, und
wenn man von der Frage ausgeht: in welchem Grad der Vollendung der
Mensch bisher die Sprache zur Wirklichkeit gebracht hat? so giebt es
alsdann einen festen Punkt, nach welchem sich wieder andre, gleich feste
bestimmen lassen. Auf diese Weise nun ist eine fortschreitende Entwicklung
des Sprachvermögens, und zwar an sichren Zeichen, erkennbar,
und in diesem Sinn kann man mit Fug und Recht von stufenartiger
Verschiedenheit unter den Sprachen reden.45

Da hier nur von dem Begriffe grammatischer Verhältnisse überhaupt,
und ihrem Ausdruck in der Sprache die Rede seyn soll, so haben
wir uns nur mit der Auseinandersetzung des ersten Erfordernisses zur
Ideenentwicklung, und der Bestimmung der untersten Stufen der
Sprachvollkommenheit zu beschäftigen.

Es wird aber zunächst sonderbar scheinen, dass nur der Zweifel erregt
wird, als besässe nicht jede Sprache, auch die unvollkommenste
und ungebildetste, grammatische Formen im wahren und eigentlichen
Verstande. Nur in der Zweckmässigkeit, Vollständigkeit, Klarheit und
Kürze dieser Formen wird man Verschiedenheiten unter den Sprachen
aufsuchen. Man wird sich noch ausserdem darauf berufen, dass gerade
die Sprachen der Wilden, namentlich die Amerikanischen, vorzüglich
zahlreiche, planmässig und künstlich gebildete aufweisen. Alles dies ist
vollkommen wahr; es fragt sich nur, ob diese Formen auch wahrhaft, als
Formen anzusehen sind, und es kommt daher auf den Begriff an, den
man mit diesem Worte verbindet. Um dies vollkommen deutlich zu machen,
muss man zuvörderst zwei Misverständnisse aus dem Wege räumen,
die hier sehr leicht entstehen können.

Wenn man von den Vorzügen und Mängeln einer Sprache redet, so
darf man nicht das zum Massstabe nehmen, was irgend ein, nicht ausschliessend
durch sie gebildeter Kopf in ihr auszudrücken im Stande
wäre. Jede Sprache ist, trotz ihres mächtigen und lebendigen Einflusses
auf den Geist, doch auch zugleich ein todtes und leidendes Werkzeug,
und alle tragen eine Anlage nicht bloss zum richtigen, sondern selbst
zum vollendetsten Gebrauche in sich. Wenn nun derjenige, welcher seine
Bildung in andren Sprachen erlangt hat, irgend eine minder vollkommene
studirt, und sich ihrer bemeistert, so kann er, vermittelst derselben,
eine ihr an und für sich fremde Wirkung hervorbringen, und es
wird dadurch in sie eine ganz andre Ansicht hinübergetragen, als welche
die allein unter ihrem Einflusse stehende Nation von ihr hegt. Auf
der einen Seite wird die Sprache ein wenig aus ihrem Kreise herausgerissen;
auf der andren wird, da alles Verstehen aus Objectivem und Subjectivem
zusammengesetzt ist, etwas andres in sie hineingelegt; und so
ist kaum zu sagen, was nicht in ihr, und durch sie erzeugt werden könnte.

Sieht man bloss auf dasjenige, was sich in einer Sprache ausdrücken
lässt, so wäre es nicht zu verwundern, wenn man dahin geriethe, alle
Sprachen im Wesentlichen ungefähr gleich an Vorzügen und Mängeln
zu erklären. Die grammatischen Verhältnisse insbesondere hängen
durchaus von der Absicht ab, die man damit verbindet. Sie kleben weniger
den Worten an, als sie von dem Hörenden und Sprechenden hineingedacht
werden. Da, ohne ihre Bezeichnung, keine Rede, und kein
Verstehen denkbar sind, so muss jede noch so rohe Sprache gewisse
46Bezeichnungsarten für sie besitzen, und diese mögen nun noch so dürftig,
noch so seltsam, vorzüglich aber noch so stoffartig seyn, als sie wollen,
so wird der einmal durch vollkommnere Sprachen gebildete Verstand
sich ihrer immer mit Erfolg zu bedienen, und alle Beziehungen
der Ideen mit denselben genügend anzudeuten verstehen. Die Grammatik
lässt sich in eine Sprache viel leichter hineindenken, als eine grosse
Erweiterung und Verfeinerung der Wortbedeutungen; und so muss man
nicht überrascht werden, wenn man in den Darstellungen ganz roher
und ungebildeter Sprachen die Namen aller Formen der höchstgebildeten
antrift. Die Andeutungen zu allen sind wirklich vorhanden, da die
Sprache dem Menschen immer ganz, nie stückweise beiwohnt, und der
feinere Unterschied, ob und inwiefern diese Bezeichnungsarten grammatischer
Verhältnisse nun wirkliche Formen sind, und als solche auf
die Ideenentwicklung der Eingebohrnen einwirken, wird leicht übersehen.

Dennoch ist dies gerade der Punkt, auf den es ankommt. Nicht, was
in einer Sprache ausgedrückt zu werden vermag, sondern das, wozu sie
aus eigner, innerer Kraft anfeuert und begeistert, entscheidet über ihre
Vorzüge, oder Mängel. Ihr Massstab ist die Klarheit, Bestimmtheit und
Regsamkeit der Ideen, die sie in der Nation weckt, welcher sie angehört,
durch deren Geist sie gebildet ist, und auf die sie wiederum bildend
zurückgewirkt hat. Verlässt man aber diesen ihren Einfluss auf die
Entwicklung der Ideen und die Erregung der Empfindungen, will man
prüfen, was sie als Werkzeug überhaupt hervorzubringen und zu leisten
vermöchte; so geräth man auf einen Boden, der keiner Begränzung
mehr fähig ist, da der bestimmte Begriff des Geistes fehlt, der sich ihrer
bedienen soll, alles durch Rede Gewirkte aber immer ein zusammengesetztes
Erzeugniss des Geistes und der Sprache ist. Jede Sprache muss
in dem Sinne aufgefasst werden, in dem sie durch die Nation gebildet
ist, nicht in einem ihr fremden.

Auch wenn die Sprache keine ächten grammatischen Formen besitzt,
kann, da es ihr doch niemals an andren Bezeichnungsarten der
grammatischen Verhältnisse mangelt, nicht nur die Rede, als materielles
Erzeugniss, recht gut bestehen, sondern es kann auch vielleicht jede
Gattung der Rede in solche Sprachen übergetragen, und in ihnen gebildet
werden. Dies letztere ist aber nur die Frucht einer fremden Kraft,
die sich einer unvollkommneren Sprache in dem Sinn einer vollkommneren
bedient.

Darum, dass sich mit den Bezeichnungen fast jeder Sprache alle
grammatischen Verhältnisse andeuten lassen, besitzt noch nicht auch
jede grammatische Formen in demjenigen Sinne, in dem sie die hochgebildeten
Sprachen kennen. Der zwar feine, aber doch sehr fühlbare Unterschied
liegt in dem materiellen Erzeugniss und der formalen Einwirkung.
47Dies wird die Folge dieser Untersuchung deutlicher darstellen.
Hier war es genug, abzusondern, was eine beliebig angenommene Kraft
mit einer Sprache hervorzubringen, und was sie selbst durch stetigen
und habituellen Einfluss auf die Ideen und ihre Entwicklung zu wirken
vermag, um dadurch das erste hier zu befürchtende Misverständniss zu
heben.

Das zweite entsteht aus der Verwechslung einer Form mit der andren.
Da man nemlich gewöhnlich zu dem Studium einer unbekannten
Sprache von dem Gesichtspunkt einer bekannteren, der Muttersprache,
oder der Lateinischen, hinzugeht, so sucht man auf, wie die grammatischen
Verhältnisse dieser in der fremden bezeichnet zu werden pflegen,
und benennt nun die dazu gebrauchten Wortbeugungen oder Stellungen
geradezu mit dem Namen der grammatischen Form, die in jener
Sprache, oder auch nach allgemeinen Sprachgesetzen dazu dient. Sehr
häufig sind diese Formen aber gar nicht in der Sprache vorhanden, sondern
werden durch andre ersetzt und umschrieben. Man muss daher,
um diesen Fehler zu vermeiden, jede Sprache dergestalt in ihrer Eigenthümlichkeit
studiren, dass man durch genaue Zergliederung ihrer Theile
erkennt, durch welche bestimmte Form sie, ihrem Baue nach, jedes
grammatische Verhältniss bezeichnet.

Die Americanischen Sprachen liefern häufige Beispiele solcher irrigen
Vorstellungen, und das Wichtigste, was man bei Umarbeitungen
der Spanischen und Portugiesischen Sprachlehren derselben zu thun
hat, ist, die schiefen Ansichten dieser Art wegzuräumen, und den ursprünglichen
Bau dieser Sprachen sich rein vor Augen zu stellen.

Einige Beispiele werden dies besser ins Licht setzen. In der KaraibenSprache
wird aveiridaco als die 2. pers. sing, imperf. conjunct.
wenn du wärest angegeben. Zergliedert man aber das Wort genauer, so
ist veiri seyn, a das Pronomen 2. pers. sing., das sich auch mit Substantiven
verbindet, und daco eine Partikel, welche Zeit anzeigt. Es mag sogar,
obgleich ich es in den Wörterbüchern nicht so aufgeführt finde, einen
bestimmten Zeittheil bedeuten. Denn oruacono daco heisst am
dritten Tage. Die wörtliche Uebersetzung jener Beugung ist also: am
Tage deines Seyns, und durch diese Umschreibung wird die in dem
Conjunctiv liegende hypothetische Annahme ausgedrückt. Was hier
Conjunctiv genannt wird, ist also ein Verbalnomen mit einer Praeposition
verbunden, oder wenn man es einer Verbalform annähernd ausdrücken
will, ein Ablativ des Infinitivs, oder das lateinische Gerundium in
do. Auf dieselbe Weise wird der Conjunctiv in mehreren Americanischen
Sprachen angedeutet.

In der Lule Sprache wird ein part. pass. angegeben, z. B. a-le-ti-pan,
aus Erde gemacht. Wörtlich aber heisst diese Silbenverbindung: Erde
aus sie machen (3. pers. plur. praes. von tic, ich mache).48

Auch der Begriff des Infinitivs, wie ihn die Griechen und Römer
kannten, wird den meisten, wenn nicht allen Americanischen Sprachen
nur durch Verwechslung mit andren Formen zugeschrieben. Der Infinitivus
der Brasilianischen Sprache ist ein vollkommenes Substantivum;
iuca ist morden und Mord, caru essen und Speise. Ich will essen heisst
entweder che caru ai-pota, wörtlich: mein Essen ich will, oder mit dem
Verbum einverleibtem Accusativ ai-caru-pota. Nur darin behält diese
Wortstellung die Verbalnatur bei, dass sie andre Substantiva im Accusativ
regiert. Im Mexicanischen ist dieselbe Einverleibung des Infinitivs,
als eines Accusativs, in das ihn regierende Verbum. Allein der Infinitivus
wird durch diejenige Person des Futurum vertreten, von der die
Rede ist, ni-tlaçotlaz-nequia, ich wollte lieben, wörtlich: ich, ich werde
lieben, wollte. Ninequia heisst ich wollte, und indem dies die 1. pers.
sing. fut. tlaçotlaz, ich werde lieben, in sich aufnimmt, wird aus der
ganzen Phrase Ein Wort. Dasselbe Futurum kann aber auch dem regierenden
Verbum, als ein eignes Wort, nachstehen, und wird dann nur,
wie im Mexicanischen überhaupt geschieht, im Verbum durch ein eingeschobenes
Pronomen, c, angedeutet; ni-c-nequia tlaçotlaz, ich das
wollte, nemlich: ich werde lieben. Die gleiche doppelte Stellung zum
Verbum ist auch den Substantiven eigen. Die Mexicanische Sprache
verbindet also im Infinitivus den Begriff des Futurum mit dem des Substantivs,
und giebt jenen durch die Beugung, diesen durch die Construction
an. In der Lule Sprache lässt man die beiden Verba, von denen das
eine den Infinitivus regiert, bloss als zwei verba finita unmittelbar auf
einander folgen; caic tucuec, ich zu essen pflege, aber wörtlich: ich esse,
ich pflege. Selbst im Alt-Indischen ist, wie Herr Professor Bopp scharfsinnig
gezeigt hat, der Infinitivus ein im Accusativ stehendes Verbalnomen,
in der Form vollkommen dem Lateinischen Supinum ähnlich. 1 Er
kann daher nicht so frei gebraucht werden, als der Griechische und Lateinische,
welche der Natur des Verbum näher bleiben. Er hat auch keine
passive Form. Wo diese erforderlich ist, nimmt sie, statt seiner, das
ihn regierende Verbum an. Man sagt demnach: es wird essen gekonnt,
statt es kann gegessen werden.

Aus diesen Beispielen folgt, dass man in allen diesen Sprachen den
Infinitiv nicht als eine eigne Form aufführen, sondern vielmehr die Arten,
durch welche er ersetzt wird, in ihrer wahren Natur darstellen, und
bemerken sollte, welche Bedingungen des Infinitivs durch jede derselben
erfüllt werden, da keine allen ein Genüge leistet.

Sind nun die Fälle, wo die Bezeichnung eines grammatischen Verhältnisses
dem Begriff der wahren grammatischen Form nicht genau
entspricht, häufig, machen sie die Eigenthümlichkeit und den Charakter
der Sprache aus, so ist eine solche, wenn man auch im Stande wäre,
Alles in ihr auszudrücken, noch weit von der Angemessenheit zur Ideenentwicklung
49entfernt. Denn der Punkt, auf dem diese besser zu gelingen
beginnt, ist der, wo dem Menschen, ausser dem materiellen Endzweck
der Rede, ihre formale Beschaffenheit nicht länger gleichgültig
bleibt, und dieser Punkt kann nicht ohne die Ein oder Rückwirkung der
Sprache erreicht werden.

Die Wörter, und ihre grammatischen Verhältnisse sind zwei in der
Vorstellung durchaus verschiedne Dinge. Jene sind die eigentlichen Gegenstände
in der Sprache, diese bloss die Verknüpfungen, aber die Rede
ist nur durch beide zusammengenommen möglich. Die grammatischen
Verhältnisse können, ohne selbst in der Sprache überall Zeichen zu haben,
hinzugedacht werden, und der Bau der Sprache kann von der Art
seyn, dass Undeutlichkeit und Misverstand dabei dennoch, wenigstens
bis auf einen gewissen Grad, vermieden werden. Insofern alsdann den
grammatischen Verhältnissen doch ein bestimmter Ausdruck eigen ist,
besitzt eine solche Sprache für den Gebrauch eine Grammatik ohne eigentlich
grammatische Formen. Wenn eine Sprache z.B. die Casus
durch Praepositionen bildet, die an das immer unverändert bleibende
Wort gefügt werden, so ist keine grammatische Form vorhanden, sondern
nur zwei Wörter, deren grammatisches Verhältnis hinzugedacht
wird; e-tiboa in der Mbaya Sprache heisst nicht, wie man es übersetzt,
durch mich, sondern ich durch. Die Verbindung ist nur im Kopf des
Vorstellenden, nicht als Zeichen in der Sprache. L-emani in derselben
Sprache ist nicht er wünscht, sondern er und Wunsch oder wünschen,
ohne etwas dem Verbum Eigenthümliches, verbunden, um so ähnlicher
dem Ausdruck: sein Wunsch, als das Praefixum / eigentlich ein Besitzpronomen
ist. Auch hier wird also die Verbalbeschaffenheit hinzugedacht.
Dennoch drücken jene und diese Form hinlänglich bequem den
Casus des Nomen und die Person des Verbum aus.

Soll aber die Ideenentwicklung mit wahrer Bestimmtheit, und zugleich
mit Schnelligkeit und Fruchtbarkeit vor sich gehen, so muss der
Verstand dieses reinen Hinzudenkens überhoben werden, und das
grammatische Verhältniss ebensowohl durch die Sprache bezeichnet
werden, als es die Wörter sind. Denn in der Darstellung der Verstandeshandlung
durch den Laut liegt das ganze grammatische Streben der
Sprache. Die grammatischen Zeichen können aber nicht auch Sachen
bezeichnende Wörter seyn; denn sonst stehen wieder diese isolirt da,
und fordern neue Verknüpfungen.

Werden nun von der ächten Bezeichnung grammatischer Verhältnisse
die beiden Mittel: Wortstellung mit hinzugedachtem Verhältniss, und
Sachbezeichnung ausgeschlossen, so bleibt zu derselben nichts als Modification
der Sachen bezeichnenden Wörter, und dies allein ist der
wahre Begriff einer grammatischen Form. Dazu stossen dann noch
grammatische Wörter, das ist solche, die allgemein gar keinen Gegenstand,
50sondern bloss ein Verhältniss, und zwar ein grammatisches, bezeichnen.

Die Ideenentwicklung kann erst dann einen eigentlichen Schwung
nehmen, wenn der Geist am blossen Hervorbringen des Gedankens Vergnügen
gewinnt, und dies ist allemal von dem Interesse an der blossen
Form desselben abhängig. Dies Interesse kann nicht durch eine Sprache
geweckt werden, welche die Form nicht, als solche darzustellen gewohnt
ist, und es kann, von selbst entstehend, auch an einer solchen Sprache
kein Gefallen finden. Es wird also, wo es erwacht, die Sprache umformen,
und wo die Sprache auf einem andren Wege solche Formen in sich
aufgenommen hat, plötzlich durch sie angeregt werden.

In Sprachen, welche diese Stufe nicht erreicht haben, schwankt der
Gedanke nicht selten zwischen mehreren grammatischen Formen, und
begnügt sich mit dem realen Resultat. In der Brasilianischen Sprache
heisst tuba ebensowohl in substantivischem Ausdruck sein Vater, als im
Verbalausdruck er hat einen Vater, ja das Wort wird auch für Vater
überhaupt gebraucht, da Vater doch immer ein Beziehungsbegriff ist.
Auf dieselbe Weise ist xe-r-uba mein Vater, und ich habe einen Vater,
und so alle Personen hindurch. Das Schwanken des grammatischen Begriffs
in diesem Fall geht sogar noch weiter, und tuba kann, nach andren
in der Sprache liegenden Analogien, auch er ist Vater heissen, so wie
das ganz ähnlich, nur im SüdDialecte der Sprache gebildete iaba er ist
Mensch heisst. Die grammatische Form ist bloss Nebeneinanderstellung
eines Pronomen und Substantivs, und der Verstand muss die dem
Sinn entsprechende Verknüpfung hinzufügen.

Es ist klar, dass der Eingebohrne sich in dem Worte nur Er und Vater
zusammen denkt, und dass es nicht geringe Mühe kosten würde, ihm
den Unterschied der Ausdrücke klar zu machen, die wir darin mit einander
verwirrt finden. Die Nation, die sich dieser Sprache bedient,
kann darum in vieler Rücksicht verständig, gewandt und lebensklug
seyn, aber freie und reine Ideenentwicklung, Gefallen am formalen
Denken, kann aus einem solchen Sprachbau nicht hervorgehen, sondern
dieser würde vielmehr nothwendig gewaltsame Aenderungen erfahren,
wenn von andren Seiten her eine solche intellectuelle Umwandlung
in der Nation herbeigeführt würde.

Man muss daher bei Uebersetzungen so gearteter Phrasen solcher
Sprachen wohl im Auge behalten, dass diese Uebertragungen, soweit
sie die grammatischen Formen angehen, fast immer falsch sind, und
eine ganz andre grammatische Ansicht gewähren, als der Sprechende
dabei gehabt hat. Wollte man dies vermeiden, so müsste man auch der
Uebertragung immer nur soweit grammatische Form geben, als in der
Originalsprache vorhanden ist; man stösst aber dann auf Fälle, wo man
sich aller möglichst enthalten müsste. So sagt man in der Huasteca
51Sprache nana tanin-tahjal, ich werde von ihm behandelt, aber genauer
übersetzt: ich, mich behandelt er. Es ist also hier eine active Verbalform
mit dem leidenden Object, als Subject verbunden. Das Volk scheint das
Gefühl einer Passivform gehabt zu haben, aber von der Sprache, die nur
Activa kennt, zu diesen hinübergezogen zu seyn. Man muss aber bedenken,
dass es gar keine Casusformen in der Huasteca Sprache giebt.
Nana als pron. 1. pers. sing, ist ebensowohl ich, als meiner, mir und
mich, und zeigt bloss den Begriff der Ichheit an. In nin und dem vorgesetzten
ta liegt grammatisch auch nur, dass das Pronomen 1. pers. sing,
vom Verbum regiert wird. 2

Man sieht daher deutlich, dass von dem Sinn der Eingebohrnen hier
nicht sowohl der Unterschied der Passiv- oder Activform gefasst, als
bloss der grammatisch umgeformte Begriff der Ichheit mit der Vorstellung
der auf dieselbe gemachten fremden Einwirkung verbunden wird.

Welch eine unermessliche Kluft ist nun zwischen einer solchen Sprache,
und der höchstgebildeten, die wir kennen, der Griechischen. In
dem künstlichen Periodenbau dieser bildet die Stellung der grammatischen
Formen gegen einander ein eignes Ganzes, das die Wirkung der
Ideen verstärkt, und in sich durch Symmetrie und Eurythmie erfreut. Es
entspringt daraus ein eigner, die Gedanken begleitender, und gleichsam
leise umschwebender Reiz, ohngefähr eben so, als in einigen Bildwerken
des Alterthums, ausser der Anordnung der Gestalten selbst, aus
den blossen Umrissen ihrer Gruppen wohlgefällige Formen hervorgehn.
In der Sprache aber ist dies nicht bloss eine flüchtige Befriedigung der
Phantasie. Die Schärfe des Denkens gewinnt, wenn den logischen Verhältnissen
auch die grammatischen genau entsprechen, und der Geist
wird immer stärker zum formalen, und mithin reinen Denken hingezogen,
wenn ihn die Sprache an scharfe Sonderung der grammatischen
Formen gewöhnt.

Dieses Ungeheuern Unterschiedes zwischen zwei Sprachen auf so
verschiednen Stufen der Ausbildung ungeachtet, muss man jedoch gestehen,
dass auch unter denen, welche man grosser Formlosigkeit anklagen
kann, viele sonst eine Menge von Mitteln besitzen, eine Fülle von
Ideen auszudrücken, durch die künstliche und regelmässige Verbindung
weniger Elemente vielfache Verhältnisse der Ideen zu bezeichnen,
und dabei Kürze mit Kraft zu verbinden. Der Unterschied zwischen ihnen,
und den vollkommner gebildeten liegt nicht darin; sie würden in
dem, was ausgedrückt werden soll, mit Sorgfalt bearbeitet, sehr nahe
dasselbe erreichen; indem sie aber wirklich so Vieles besitzen, fehlt ihnen
das Eine, der Ausdruck der grammatischen Form, als solcher, und
die wichtige und wohlthätige Rückwirkung dieses auf das Denken.

Bleibt man aber hierbei einen Augenblick stehen, und blickt man auf
gleiche Weise auf die hochgebildeten Sprachen zurück, so kann es
52scheinen, als fände auch in ihnen, wenn auch in etwas andrer Art,
Aehnliches statt, und als geschehe jenen Sprachen Unrecht durch den
ihnen gemachten Vorwurf.

Jede Stellung, oder Verbindung von Worten, kann man sagen, die
einmal der Bezeichnung eines bestimmten grammatischen Verhältnisses
gewidmet ist, kann auch für eine wirkliche grammatische Form gelten,
und es kann nicht soviel darauf ankommen, wenn auch jene Bezeichnungen
durch für sich bedeutsame, etwas Reales anzeigende Wörter
geschehen, und das formale Verhältniss nur hinzugedacht werden
muss. Auch die wahre grammatische Form kann ja kaum je anders vorhanden
seyn, und jene höher gestellten Sprachen von künstlicherem
Organismus haben ja auch von roherem Baue angefangen, und tragen
die Spuren desselben noch sichtbar in sich.

Diese unläugbar sehr erhebliche Einwendung muss, wenn die gegenwärtige
Untersuchung auf sichrem Grunde ruhen soll, genau beleuchtet
werden, und um dies zu thun, ist es nothwendig, zuerst, was in ihr unbestreitbar
wahr ist, anzuerkennen, und dann zu bestimmen, was demungeachtet
auch in den angegriffnen Behauptungen, als richtig zurückbleibt.

Was in einer Sprache ein grammatisches Verhältnis charakteristisch
(so, dass es im gleichen Fall immer wiederkehrt) bezeichnet, ist für sie
grammatische Form. In den meisten der ausgebildetsten Sprachen lässt
sich noch heute die Verknüpfung von Elementen erkennen, die nicht
anders, als in den roheren verbunden worden sind; und diese Entstehungsart
auch der ächten grammatischen Formen durch Anfügung bedeutsamer
Silben (Agglutination) hat beinahe die allgemeine seyn müssen.
Dies geht sehr klar aus der Aufzählung der Mittel hervor, welche
die Sprache zur Bezeichnung dieser Formen besitzt. Denn diese Mittel
bestehen in folgenden:

Anfügung, oder Einschaltung bedeutsamer Silben, die sonst eigne
Wörter ausgemacht haben, oder noch ausmachen,

Anfügung, oder Einschaltung bedeutungsloser Buchstaben, oder Silben,
bloss zum Zweck der Andeutung der grammatischen Verhältnisse,

Umwandlung der Vocale durch Uebergang eines in den andren, oder
durch Veränderung der Quantität, oder Betonung,

Umänderung von Consonanten im Innern des Worts,

Stellung der von einander abhängigen Wörter nach unveränderlichen
Gesetzen,

Silbenwiederholung.

Die blosse Stellung gewährt nur wenige Veränderungen, und kann,
wenn jede Möglichkeit der Zweideutigkeit vermieden werden soll, auch
nur wenige Verhältnisse bezeichnen. In der Mexicanischen, und einigen
53andren Americanischen Sprachen erweitert sich zwar der Gebrauch dadurch,
dass das Verbum Substantiva in sich aufnimmt, oder an sich anschliesst.
Allein auch da bleiben die Gränzen immer noch enge.

Die Anfügung und Einschaltung bedeutungsloser Wortelemente,
und die Umänderung von Vocalen und Consonanten wäre, wenn eine
Sprache durch wirkliche Verabredung entstände, das natürlichste und
passendste Mittel. Es ist die wahre Beugung (Flexion) im Gegensatz der
Anfügung, und es kann eben sowohl Wörter geben, welche Begriffen
von Formen, als welche Begriffen von Gegenständen entsprechen. Wir
haben sogar oben gesehen, dass die letzteren im Grunde zur Bezeichnung
der Formen nicht taugen, da ein solches Wort wieder durch eine
Form an die andren angeknüpft seyn will. Es ist aber schwer zu denken,
dass jemals bei Entstehung einer Sprache eine solche Bezeichnungsart
vorgewaltet habe, die eine klare Vorstellung, und Unterscheidung der
grammatischen Verhältnisse voraussetzen würde. Sagt man, dass es
wohl Nationen gegeben haben kann, die einen auf diese Weise klaren
und durchdringenden Sprachsinn besessen haben, so heisst dies den
Knoten zerhauen, statt ihn zu lösen. Stellt man sich die Dinge natürlich
vor, so sieht man leicht die Schwierigkeit ein. Bei Wörtern, die Sachen
bezeichnen, entsteht der Begriff durch die Wahrnehmung des Gegenstandes,
das Zeichen durch die leicht aus ihm zu schöpfende Analogie,
das Verständniss durch Vorzeigen desselben. Bei der grammatischen
Form ist dies Alles verschieden. Sie kann nur nach ihrem logischen Begriff,
oder nach einem dunkeln, sie begleitenden Gefühle erkannt, bezeichnet
und verstanden werden. Der Begriff lässt sich erst aus der
schon vorhandnen Sprache abziehen, und es fehlt auch an hinreichend
bestimmten Analogien, ihn zu bezeichnen, und die Bezeichnung deutlich
zu machen. Aus dem Gefühl mögen wohl einige Bezeichnungsarten
entstanden seyn, wie z.B. die langen Vocale und Diphthongen, mithin
ein anhaltenderes Schweben der Stimme im Griechischen und Deutschen
für den Conjunctivus und Optativus. Allein da die ganz logische
Natur der grammatischen Verhältnisse ihnen auch nur sehr wenig Beziehungen
auf die Einbildungskraft und das Gefühl verstattet, so können
dieser Fälle nur wenige gewesen seyn. Einige merkwürdige finden
sich jedoch noch in den Americanischen Sprachen. In der Mexicanischen
besteht die Bildung des Plurals bei Wörtern, die in Vocale ausgehen,
oder ihre Endconsonanten absichtlich im Plural wegwerfen, darin,
dass der Endvocal mit einem, dieser Sprache eignen, starken, und dadurch
eine Pause in der Aussprache verursachenden Hauche ausgesprochen
wird. Hierzu tritt zuweilen zugleich die Silben Verdopplung,
ahuatl, Weib, teotl, Gott, plur. ahuâ, teteô. Bildlicher lässt sich durch
den Ton der Begriff der Vielheit nicht bezeichnen, als indem die erste
Silbe wiederholt, der letzten ihr scharf und bestimmt abschneidender
54Endconsonant genommen, und dem dann bleibenden Endvocal eine so
verweilende und verstärkte Betonung gegeben wird, dass der Laut sich
gleichsam in der weiten Luft verliert. Im südlichen Dialect der Guaranischen
Sprache wird das Suffixum des Perfectum yma in dem Grade
mehr, oder weniger langsam ausgesprochen, als von einer längeren,
oder kürzeren Vergangenheit die Rede ist. Eine solche Bezeichnungsart
geht beinahe aus dem Gebiete der Sprache heraus, und gränzt an die
Gebehrde. Auch die Erfahrung spricht gegen die Ursprünglichkeit der
Beugung in den Sprachen, wenn man einige wenige, den eben berührten
ähnliche Fälle ausnimmt. Denn so wie man eine Sprache nur genauer
zu zergliedern anfängt, zeigt sich die Anfügung bedeutsamer Silben
auf allen Seiten, und wo sie nicht mehr nachzuweisen ist, lässt sie sich
aus der Analogie schliessen, oder es bleibt wenigstens immer ungewiss,
ob sie nicht ehemals vorhanden gewesen ist. Wie leicht offenbare Anfügung
zu scheinbarer Beugung werden kann, lässt sich an einigen Fällen
in den Americanischen Sprachen klar darthun. In der Mbaya Sprache
heisst daladi du wirst werfen, nilabuitete er hat gesponnen, und das
Anfangs-d und n sind die Charakteristiken des Futurum und Perfectum.
Diese durch einen einzigen Laut bewirkte Abwandlung scheint daher
alle Ansprüche auf den Namen wahrer Beugung machen zu können.
Dennoch ist es reine Anfügung. Denn die vollen Charakteristiken beider
tempora, die auch wirklich noch oft gebraucht werden, sind quide
und quine, aber das qui wird ausgelassen, und de und ne verlieren vor
andren Vocalen ihren Endvocal. Quide heisst spät, künftig, co-quidi (co
von noco, Tag) der Abend. Quine ist eine Partikel, die und auch bedeutet.
Wie manchen solcher Abkürzungen von ehemals bedeutsamen
Wörtern mögen die sogenannten Beugungssilben unsrer Sprachen ihren
Ursprung verdanken, und wie unrichtig würde die Behauptung seyn,
dass die Voraussetzung der Anfügung da, wo sie sich nicht mehr nachweisen
lässt, eine leere und unstatthafte Hypothese sey. Wahre und ursprüngliche
Beugung ist gewiss in allen Sprachen eine seltne Erscheinung.
Demungeachtet müssen zweifelhafte Fälle immer mit grosser
Behutsamkeit behandelt werden. Denn dass auch ursprünglich Beugung
vorhanden ist, scheint mir, nach dem Obigen, ausgemacht, und sie
kann daher eben so gut, als die Anfügung in Formen vorhanden seyn,
wo sie jetzt nur nicht mehr zu unterscheiden ist. Ja man muss, glaube
ich, noch weiter gehen und darf nicht verkennen, dass die geistige Individualität
eines Volks zur Sprachbildung und zum formalen Denken
(welche beide unzertrennlich zusammenhängen) vorzugsweise vor andren
geeignet seyn kann. Ein solches Volk wird, wenn es ursprünglich,
gleich allen übrigen, zugleich auf Agglutination und Flexion kommt,
von der letzteren einen häufigeren und scharfsinnigeren Gebrauch machen,
die erstere schneller und fester in die letztere verwandeln, und
55früher den Weg der ersteren gänzlich verlassen. In andren Fällen können
äussere Umstände, Uebergänge einer Sprache in die andre, der
Sprachbildung dieser schnelleren und höheren Schwung geben, so wie
entgegengesetzte Einwirkungen Schuld seyn können, dass die Sprachen
sich in schwerfälliger Unvollkommenheit fortschleppen.

Alles dies sind natürliche, aus dem Wesen des Menschen und den
Ereignissen der Nationen erklärliche Wege, und meine Absicht ist nur,
nicht die Meynung zu theilen, welche gewissen Völkern, vom ersten Ursprunge
an, eine bloss durch Flexion und innere Entfaltung fortschreitende
Sprachbildung zuschreibt, und andren alle Bildung dieser Art abspricht.
Diese viel zu systematische Abtheilung scheint mir aus dem
naturgemässen Wege menschlicher Entwicklung hinauszugehen, und
wird, wenn ich den von mir angestellten Forschungen trauen darf, bei
genauem Studium vieler und verschiedenartiger Sprachen durch die
Erfahrung selbst widerlegt.

Es kommt aber zur Agglutination und Flexion auch noch eine dritte,
sehr häufige Bildungsart hinzu, die man, da sie immer absichtlich ist, in
dieselbe Classe mit der Beugung setzen muss, nemlich wo der Gebrauch
eine Wortform ausschliesslich zu einer bestimmten grammatischen
stempelt, ohne dass sie, weder durch Anfügung, noch durch Beugung,
etwas gerade dieser Charakteristisches an sich trägt.

Die Silbenwiederholung beruht auf einem durch gewisse grammatische
Verhältnisse erregten dunklen Gefühle. Wo dies Wiederholung,
Verstärkung, Erweiterung des Begriffs mit sich führt, steht sie an ihrer
Stelle. Wo dies nicht ist, wie so oft in einigen Americanischen Sprachen,
und in allen Verben der 3. Conjugation im Alt-Indischen, entspringt sie
aus bloss phonetischer Eigenthümlichkeit. Dasselbe lässt sich von der
Vocalumänderung sagen. In keiner Sprache ist diese so häufig, so wichtig,
und so regelmässig, als im Sanskrit. Aber nur in den wenigsten Fällen
beruht auf ihr das Charakteristische grammatischer Formen. Sie ist
nur mit gewissen derselben verbunden, und dann meistentheils mit
mehreren zugleich, so dass das Charakteristische jeder einzelnen doch
in etwas andrem aufgesucht werden muss.

Immer bleibt also die Anfügung bedeutsamer Silben das wichtigste
und häufigste Hülfsmittel zur Bildung grammatischer Formen. Hierin
sind sich die rohen und gebildeten Sprachen gleich; denn man würde
sehr irren, wenn man glaubte, dass auch in jenen jede Form sogleich in
lauter in sich erkennbare Elemente zerfiele. Auch in ihnen beruhen Unterschiede
von Formen auf ganz einzelnen Lauten, die man eben so
wohl, ohne an Anfügung zu denken, für Beugungslaute halten könnte.
Im Mexicanischen wird das Futurum, nach Verschiedenheit der Stammwörter,
durch mehrere solcher einzelnen Buchstaben, das Imperfectum
durch ein End-ya oder End-a bezeichnet. O ist das Augment des Praeteritum,
56wie a im Sanskrit, ε im Griechischen. Nichts in der Sprache
deutet an, dass diese Laute Ueberreste ehemaliger Wörter sind, und will
man im Griechischen und Lateinischen ähnliche Fälle nicht als Anfügung,
von jetzt unbekanntem Ursprung, gelten lassen, so muss man
auch der Mexicanischen Sprache hier, so gut wie diesen classischen,
Beugung zugestehen. In der Tamanaca Sprache ist tareccha (das Verbum
bedeutet tragen) ein Praesens, tarecche ein Praeteritum, tarecchi
ein Futurum. Ich führe diese Fälle nur an, um zu beweisen, dass die Behauptung,
welche gewissen Sprachen Anfügung und andren Beugung
zutheilt, bei genauerem Eindringen in die einzelnen Sprachen, und
gründlicherer Kenntniss ihres Baues, von keiner Seite haltbar erscheint.

Wenn man daher genöthigt ist, auch in den hochgebilderen Sprachen
Anfügung anzunehmen, und in mehreren Fällen dieselbe sogar sichtbar
erkennt, so ist die Einwendung ganz richtig, dass man, auch bei ihnen,
das wahre grammatische Verhältniss hinzudenken muss. In amavit und
ἐποίησας kommen, wie sich wohl nicht läugnen lassen dürfte, Bezeichnungen
des Stammworts, des Pronomen und des Tempus zusammen,
und die wahre, in der Synthesis des Subjects mit dem Praedicat liegende
Verbalnatur hat darin keine besondre Bezeichnung, sondern muss hinzugedacht
werden. Wollte man sagen, dass, ohne gerade über diese Formen
entscheiden zu wollen, einigen derselben Art das Hülfsverbum einverleibt
seyn, und diese Synthese andeuten könne, so reicht dies nicht
aus, da doch auch das Hülfsverbum erklärt werden muss, und nicht
immerfort ein Hülfsverbum in dem andren eingeschachtelt liegen kann.

Alles hier Zugegebne aber hebt den Unterschied zwischen wahren
grammatischen Formen, wie amavit, ἐποίησας, und zwischen solchen
Wort- oder Silbenstellungen, als die meisten roheren Sprachen zur Bezeichnung
der grammatischen Verhältnisse brauchen, nicht auf. Er liegt
darin, dass jene Ausdrücke wirklich wie in Eine Form zusammengegossen,
in diesen die Elemente nur an einander gereiht erscheinen. Das Zusammenwachsen
des Ganzen bringt die Bedeutung der Theile in Vergessenheit,
die feste Verknüpfung derselben unter Einem Accent
verändert zugleich ihre abgesonderte Betonung, und oft sogar ihren
Laut, und nun wird die Einheit der ganzen Form, die oft der grübelnde
Grammatiker nicht mehr zu zergliedern vermag, die Bezeichnung des
bestimmten grammatischen Verhältnisses. Man denkt als Eins, was man
nie getrennt findet; man betrachtet als wahren, einmal fest organisirten
Körper, was man nicht auseinandernehmen, und in andre beliebige Verbindungen
bringen kann; man sieht nicht als selbständigen Theil an,
was auf diese Weise sonst nicht in der Sprache erscheint. Wie dies entstanden,
ist für die Wirkung gleichgültig. Die Bezeichnung des Verhältnisses,
wie selbständig und bedeutsam sie gewesen seyn mag, wird nun,
wie sie soll, zur blossen Modification, die sich an den immer gleichen
57Begriff heftet. Das Verhältniss, das zu den bedeutsamen Elementen erst
bloss hinzugedacht werden musste, ist nun in der Sprache, eben durch
das Zusammenwachsen der Theile zum festen Ganzen, wirklich vorhanden,
wird mit dem Ohre gehört, mit dem Auge gesehen.

Die Sprachen, welche der Vorwurf trift, dass ihre grammatischen
Formen nicht so formaler Natur sind, gleichen in Vielem den oben beschriebnen
allerdings auch.

Die, wenn auch nur lose an einander gereihten Elemente fliessen
meistentheils auch in Ein Wort zusammen, und sammeln sich unter Einen
Accent. Aber einestheils geschieht dies nicht immer, und andrentheils
treten dabei andre, die formale Natur mehr, oder weniger störende
Nebenumstände ein. Die Elemente der Formen sind trennbar und verschiebbar;
jedes behält seinen vollkommnen Laut, ohne Abkürzung
oder Veränderung; sie sind in der Sprache sonst selbständig vorhanden,
oder dienen auch zu andren grammatischen Verbindungen, z. B. PronominalAffixa
als Besitzpronomina bei dem Nomen, als Personen bei dem
Verbum; die noch unflectirten Wörter tragen nicht, wie es in einer Sprache
seyn muss, in welche die grammatische Bildung tief eingegangen
ist, schon Kennzeichen verschiedner Redetheile an sich, sondern werden
erst zu denselben durch die Anfügung der grammatischen Elemente
gemacht; der Bau der ganzen Sprache ist so, dass die Untersuchung
gleich auf die Absonderung dieser Elemente geführt wird, und diese
Absonderung ohne bedeutende Mühe gelingt; neben der Bezeichnung
durch Formen, oder diesen ähnliche Wortverbindungen, werden dieselben
grammatischen Verhältnisse auch durch blosses Nebeneinanderstellen,
mit offenbarem Hinzudenken der Verknüpfung, angedeutet.

Je mehr nun in einer Sprache die hier aufgezählten Umstände zusammenkommen,
oder je mehr sie sich nur einzeln finden, desto weniger,
oder mehr befördert sie das formale Denken, und desto mehr, oder weniger
entfernt sich ihre Bezeichnungsart der grammatischen Verhältnisse
von dem wahren Begriff grammatischer Formen. Denn nicht was einzeln
und zerstreut in der Sprache vorkommt, sondern dasjenige was
ihre Wirkung auf den Geist ausmacht, vermag hier zu entscheiden. Dies
aber hängt von dem Totaleindruck, und dem Charakter des Ganzen ab.
Einzelne Erscheinungen können nur angeführt werden, um, wie es im
Vorigen geschehen ist, zu allgemein gewagte Behauptungen zu widerlegen.
Sie können aber nicht machen, dass man die Verschiedenheit der
Stufen verkenne, auf welchen zwei Sprachen, dem Ganzen ihres Baues
nach, stehen.

Je mehr sich eine Sprache von ihrem Ursprung entfernt, desto mehr
gewinnt sie, unter übrigens gleichen Umständen, an Form. Der blosse
längere Gebrauch schmelzt die Elemente der Wortstellungen fester zusammen,
schleift ihre einzelnen Laute ab, und macht ihre ehemalige
58selbständige Form unkenntlicher. Denn ich kann die Ueberzeugung
nicht verlassen, dass doch alle Sprachen hauptsächlich von Anfügung
ausgegangen sind.

So lange die Bezeichnungen der grammatischen Verhältnisse, als aus
einzelnen, mehr oder weniger trennbaren Elementen bestehend angesehen
werden, kann man sagen, dass der Redende mehr die Formen in
jedem Augenblick selbst bildet, als sich der vorhandnen bedient. Daraus
nun pflegt eine bei weitem grössere Vielfachheit dieser Formen zu
entstehen. Denn der menschliche Geist strebt schon in seiner natürlichen
Anlage nach Vollständigkeit, und jedes, auch noch so selten vorkommende
Verhältniss wird in demselben Verstande, als alle übrigen
zur grammatischen Form. Wo dagegen die Form in einem strengeren
Sinne genommen, und durch den Gebrauch gebildet wird, nun aber fernerhin
das gewöhnliche Reden nicht in neuem Bilden besteht, da giebt
es Formen nur für das häufig zu Bezeichnende, und das seltner Vorkommende
wird umschrieben, und durch selbständige Wörter bezeichnet.
Zu diesem Verfahren gesellen sich noch die beiden andren Umstände,
dass der noch uncultivirte Mensch gern jedes Besondre in allen seinen
Besonderheiten, nicht bloss in den, zu dem jedesmaligen Zweck nothwendigen
darstellt, und dass gewisse Nationen die Sitte haben, ganze
Sätze in angebliche Formen zusammenzuziehen, z. B. den vom Verbum
regierten Gegenstand, vorzüglich wenn er ein Pronomen ist, mitten in
den Schooss des Verbum aufzunehmen. Hieraus entsteht, dass gerade
die Sprachen, denen es an dem wahren Begriff der Form wesentlich gebricht,
doch eine bewundernswürdige Menge, in strenger Analogie, zusammen
Vollständigkeit bildender, angeblicher Formen besitzen.

Hienge der Vorzug der Sprachen von der Vielheit, und der strengen
Regelmässigkeit der Formen ab, von der Menge der Ausdrücke für ganz
besondre Verschiedenheiten (wie in der Sprache der Abiponen das Pronomen
der 3. Person verschieden ist, je nachdem der Mensch ab- oder
anwesend, stehend, sitzend, liegend, oder herumgehend gedacht wird),
so müsste man viele Sprachen der Wilden über die Sprachen der hochcultivirten
Völker stellen, wie denn dies auch nicht selten, selbst in unsern
Tagen, geschieht. Da aber der Vorzug der Sprachen vor einander
vernünftiger Weise nur in ihrer Angemessenheit zur Ideenentwicklung
gesucht werden kann, so verhält es sich damit gerade entgegengesetzt.
Denn diese wird durch diese Vielfachheit der Formen vielmehr erschwert,
und es ist ihr lästig, in so viele Wörter Nebenbestimmungen mit
aufnehmen zu müssen, deren sie durchaus nicht in jedem Falle bedarf.

Ich habe bisher nur von grammatischen Formen gesprochen; allein
es giebt auch in jeder Sprache grammatische Wörter, auf die sich das
Meiste von den Formen geltende gleichfalls anwenden lässt. Solche sind
vorzugsweise die Praepositionen und Conjunctionen. Als Bezeichnungen
59grammatischer Verhältnisse stehen dem Ursprünge dieser Wörter,
als wahrer Verhältnisszeichen dieselben Schwierigkeiten, wie dem Ursprunge
der Formen entgegen. Es liegt nur darin ein Unterschied, dass
sie nicht alle, wie die reinen Formen, aus blossen Ideen abgeleitet werden
können, sondern Erfahrungsbegriffe, wie Raum und Zeit, zu Hülfe
nehmen müssen. Man kann daher mit Recht bezweifeln, wenn es auch
noch neuerlich von Lumsden in seiner Persischen Grammatik mit Heftigkeit
behauptet worden ist, dass es ursprünglich Praepositionen und
Conjunctionen im wahren Sinne des Wortes gegeben habe. Alle haben
vermuthlich, nach Horne Took's richtigerer Theorie, ihren Ursprung in
wirklichen, Gegenständen bezeichnenden Wörtern. Die grammatischformale
Wirkung der Sprache beruht daher auch auf dem Grade, in
welchem diese Partikeln noch ihrem Ursprunge näher, oder entfernter
stehen. Ein merkwürdigeres Beispiel zu dem hier Gesagten, als vielleicht
irgend eine andre Sprache, liefert die Mexicanische in den Praepositionen.
Sie besitzt drei verschiedne Arten derselben: 1., solche, in
welchen sich, so wahrscheinlich gleich auch bei ihnen dieser Ursprung
ist, schlechterdings nicht mehr der Begriff eines Substantivum entdecken
lässt, z. B. c, in. 2., Solche, in welchen man eine Praeposition mit
einem unbekannten Element verbunden findet. 3., Solche, die deutlich
ein mit einer Praeposition verbundnes Substantivum enthalten, wie
z. B. itic, in, aber eigentlich, zusammengesetzt aus ite, Bauch, und c, in,
im Bauch. Ilhuicatl itic heisst nun nicht, wie man es übersetzt, im Himmel,
sondern im Bauche des Himmels, da Himmel im Genitiv steht.
Pronomina werden nur mit den beiden letzten Arten der Praepositionen
verbunden, und da alsdann nie die persönlichen, sondern die possessiven
genommen werden, so zeigt dies deutlich das in der Praeposition
steckende Substantivum an. Notepotzco wird zwar durch hinter mir
übersetzt, es heisst aber eigentlich hinter meinem Rücken, von teputz,
der Rücken. Man sieht hier also die Stufenfolge, in welcher die ursprüngliche
Bedeutung sich verloren hat, und zugleich den sprachbildenden
Geist der Nation, der, wenn ein Substantivum Bauch, Rücken
im Sinne einer Praeposition gebraucht werden sollte, demselben, um
die Wörter nicht grammatisch unverbunden zu lassen (nach Art des
Lateinischen ad instar und des Deutschen immitten) eine schon vorhandne
Praeposition hinzufügte. Die in diesem Punkt grammatisch unvollkommner
gebildete Mixteca Sprache drückt vor, hinter dem Hause
geradezu durch chisi, sata huahi, Bauch, Rücken, Haus aus.

Das Verhältniss, das sich in den Sprachen zwischen den Beugungen
und grammatischen Wörtern bildet, begründet neue Verschiedenheiten
unter denselben. Dies zeigt sich z.B. darin, dass die eine mehr Bestimmungen
durch Casus, die andre mehr durch Praepositionen, die eine
mehr Tempora durch Beugung, die andre durch Zusammensetzung mit
60Hülfsverben macht. Denn diese Hülfsverba, wenn sie bloss Verhältnisse
der Theile des Satzes bezeichnen, sind gleichfalls nur grammatische
Wörter. Von dem griechischen τυγχάνειν ist eine wahrhaft materielle
Bedeutung gar nicht mehr bekannt. Im Sanskrit wird auf dieselbe Weise,
aber viel seltner shtha, stehen, gebraucht. Es lässt sich aber die
Norm zur Beurtheilung der Vorzüge der Sprachen in diesem Punkt nach
allgemeinen Grundsätzen aufstellen. Wo die zu bezeichnenden Verhältnisse
sich, ohne Hinzukunft eines besondren Begriffs, bloss aus der Natur
eines höheren und allgemeineren Verhältnisses ergeben, da geschieht
die Bezeichnung besser durch Beugungen, sonst durch
grammatische Wörter. Denn die an sich durchaus bedeutungslose Beugung
enthält nichts, als den reinen Begriff des Verhältnisses. In dem
grammatischen Wort liegt ausserdem der Nebenbegriff, der auf das Verhältniss,
um es zu bestimmen, bezogen wird, und der, wo das reine Denken
nicht ausreicht, immer hinzukommen muss. Daher sind der dritte
und selbst der siebente Casus der Sanskrit Declination nicht eben beneidenswerthe
Vorzüge dieser Sprache, da die durch sie bezeichneten
Verhältnisse nicht bestimmt genug sind, um des schärferen Abgränzens
durch eine Praeposition entbehren zu können. Eine dritte Stufe, welche
aber wahrhaft grammatisch gebildete Sprachen immer ausschliessen,
ist wenn ein Wort in seiner ganzen materiellen Bedeutung zum grammatischen
Worte gestempelt wird, wie wir weiter oben an den Praepositionen
gesehen haben.

Man mag nun die Beugungen, oder die grammatischen Wörter vor
Augen haben, so kommt man immer auf dasselbe Resultat zurück.
Sprachen können die meisten, vielleicht alle grammatischen Verhältnisse
mit hinlänglicher Deutlichkeit und Bestimmtheit bezeichnen, ja sogar
eine grosse Vielfachheit angeblicher Formen besitzen, und es kann
ihnen dennoch der Mangel ächter grammatischer Formalität im Ganzen
und im Einzelnen ankleben.

Ich habe bis hierher vorzüglich gestrebt, Analoga grammatischer
Formen, wodurch die Sprachen sich erst diesen zu nähern versuchen,
von diesen selbst zu unterscheiden. Dabei überzeugt, dass nichts dem
Sprachstudium so empfindlichen Schaden zufügt, als allgemeines, auf
nicht gehörige Kenntniss gegründetes Raisonnement, habe ich, soviel es
ohne übermässige Weitläuftigkeit geschehen konnte, jedes Einzelne mit
Beispielen belegt, obgleich ich wohl fühle, dass die wahre Ueberzeugung
nur aus dem vollständigen Studium wenigstens einer der hier betrachteten
Sprachen hervorgehen kann. Um zu einem entscheidenden
Resultat zu gelangen, wird es aber nun noch nothwendig seyn, die ganze
hier berührte Frage, jetzt ohne Factisches beizumischen, in ihren
Endpunkten zusammen zu fassen.

Dasjenige, worauf Alles bei der Untersuchung des Entstehens, und
61des Einflusses grammatischer Formalität hinausläuft, ist richtiges Unterscheiden
zwischen der Bezeichnung der Gegenstände und Verhältnisse,
der Sachen und Formen.

Das Sprechen, als materiell, und Folge realen Bedürfnisses, geht unmittelbar
nur auf Bezeichnen von Sachen; das Denken, als ideell, immer
auf Form. Ueberwiegendes Denkvermögen verleiht daher einer Sprache
Formalität, und überwiegende Formalität in ihr erhöhet das Denkvermögen.

1., Entstehen grammatischer Formen

Die Sprache bezeichnet ursprünglich Gegenstände, und überlässt das
Hinzudenken der redeverknüpfenden Formen dem Verstehenden.

Sie sucht aber dies Hinzudenken zu erleichtern durch Wortstellung,
und durch, auf Verhältniss und Form hingedeutete Wörter für Gegenstände
und Sachen.

So geschieht, auf der niedrigsten Stufe, die grammatische Bezeichnung
durch Redensarten, Phrasen, Sätze.

Dies Hülfsmittel wird in gewisse Regelmässigkeit gebracht, die
Wortstellung wird stetig, die erwähnten Wörter verlieren nach und
nach ihren unabhängigen Gebrauch, ihre Sachbedeutung, ihren ursprünglichen
Laut.

So geschieht, auf der zweiten Stufe, die grammatische Bezeichnung
durch feste Wortstellungen, und zwischen Sach- und Formbedeutung
schwankende Wörter.

Die Wortstellungen gewinnen Einheit, die formbedeutenden Wörter
treten zu ihnen hinzu, und werden Affixa. Aber die Verbindung ist noch
nicht fest, die Fugen sind noch sichtbar, das Ganze ist ein Aggregat,
aber nicht Eins.

So geschieht auf der dritten Stufe die grammatische Bezeichnung
durch Analoga von Formen.

Die Formalität dringt endlich durch. Das Wort ist Eins, nur durch
umgeänderten Beugungslaut in seinen grammatischen Beziehungen
modificirt; jedes gehört zu einem bestimmten Redetheil, und hat nicht
bloss lexikalische, sondern auch grammatische Individualität; die formbezeichnenden
Wörter haben keine störende Nebenbedeutung mehr,
sondern sind reine Ausdrücke von Verhältnissen.

So geschieht auf der höchsten Stufe die grammatische Bezeichnung
durch wahre Formen, durch Beugung, und rein grammatische Wörter.

Das Wesen der Form besteht in ihrer Einheit, und der vorwaltenden
Herrschaft des Worts, dem sie angehört, über die ihm beigegebnen Nebenlaute.
Dies wird wohl erleichtert durch verloren gehende Bedeutung
62der Elemente, und Abschleifung der Laute in langem Gebrauch. Allein
das Entstehen der Sprache ist nie ganz durch so mechanische Wirkung
todter Kräfte erklärbar, und man muss niemals darin die Einwirkung
der Stärke und Individualität der Denkkraft aus den Augen setzen.

Die Einheit des Worts wird durch den Accent gebildet. Dieser ist an
sich mehr geistiger Natur, als die betonten Laute selbst, und man nennt
ihn die Seele der Rede, nicht bloss weil er erst das eigentliche Verständniss
in dieselbe bringt, sondern auch, weil er wirklich unmittelbarer, als
sonst etwas in der Sprache, Aushauch der die Rede begleitenden Empfindung
wird. Dies ist er auch da, wo er Wörter durch Einheit zu grammatischen
Formen stempelt; und wie Metalle, um schnell und innig zusammenzuschmelzen,
rasch und stark glühender Flamme bedürfen, so
gelingt auch das Zusammenschmelzen neuer Formen nur dem energischen
Act einer starken, nach formaler Abgränzung strebenden Denkkraft.
Sie offenbart sich auch an den übrigen Beschaffenheiten der Formen,
und so bleibt es unumstösslich gewiss-, dass, welche Schicksale
auch eine Sprache haben möge, sie nie zu einem vorzüglichen grammatischen
Bau gelangt, wenn sie nicht das Glück erfährt, wenigstens einmal
von einer geistreichen, oder tiefdenkenden Nation gesprochen zu
werden. Nichts kann sie sonst aus der Halbheit träge zusammengefügter,
die Denkkraft nirgends mit Schärfe ansprechender Formen retten.

2., Einfluss der grammatischen Formen

Das Denken, welches vermittelst der Sprache geschieht, ist entweder
auf äussre, körperliche Zwecke, oder auf sich selbst, also auf geistige
gerichtet. In dieser doppelten Richtung bedarf es der Deutlichkeit und
Bestimmtheit der Begriffe, die in der Sprache grossentheils von der Bezeichnungsart
der grammatischen Formen abhängt.

Umschreibungen dieser durch Phrasen, durch noch nicht zur sichren
Regel gewordne Wortstellungen, selbst durch Analoga von Formen
bringen nicht selten Zweideutigkeit hervor.

Wenn aber auch das Verständniss, und damit der äussre Zweck geborgen
ist, so bleibt doch sehr oft der Begriff in sich unbestimmt, und
da, wo er, als Begriff, offenbar auf zwei verschiedne Weisen genommen
werden kann, ungesondert.

Wendet sich das Denken zu wirklicher innrer Betrachtung, nicht
bloss zu äussrem Treiben, so bringt auch die blosse Deutlichkeit und
Bestimmtheit der Begriffe andre, und auf jenem Wege immer nur
schwer zu erreichende Forderungen hervor.

Denn alles Denken geht auf Nothwendigkeit und Einheit. Das Gesammtstreben
der Menschheit hat dieselbe Richtung. Denn es bezweckt
63im letzten Resultat nichts anders, als Gesetzmässigkeit forschend zu
finden, oder bestimmend zu begründen.

Soll nun die Sprache dem Denken gerecht seyn, so muss sie in ihrem
Baue, soviel als möglich, seinem Organismus entsprechen. Sie ist sonst,
da sie in Allem Symbol seyn soll, gerade ein unvollkommnes dessen,
womit sie in der unmittelbarsten Verbindung steht. Indem auf der einen
Seite die Masse ihrer Wörter den Umfang ihrer Welt vorstellt, so repraesentirt
ihr grammatischer Bau ihre Ansicht von dem Organismus des
Denkens.

Die Sprache soll den Gedanken begleiten. Er muss also in stetiger
Folge in ihr von einem Elemente zum andren übergehen können, und
für Alles, dessen er für sich zum Zusammenhange bedarf, auch in ihr
Zeichen antreffen. Sonst entstehen Lücken, wo sie ihn verlässt, statt ihn
zu begleiten. Obgleich endlich der Geist immer und überall nach Einheit
und Nothwendigkeit strebt, so kann er beide doch nur nach und
nach aus sich, und nur mit Hülfe mehr sinnlicher Mittel entwickeln. Zu
den hülfreichsten unter diesen Mitteln gehört für ihn die Sprache, die,
schon ihrer bedingtesten und niedrigsten Zwecke wegen, der Regel, der
Form, und der Gesetzmässigkeit bedarf. Je mehr er daher in ihr ausgebildet
findet, wonach er auch für sich selbst strebt, desto inniger kann
er sich mit ihr vereinigen.

Betrachtet man nun die Sprachen nach allen diesen, hier an sie gestellten
Forderungen, so erfüllen sie dieselben nur, oder doch vorzugsweise
gut, wenn sie acht grammatische Formen, und nicht Analoga derselben
besitzen, und so offenbart sich dieser Unterschied in seiner
ganzen Wichtigkeit. Das Erste und Wesentlichste ist, dass der Geist von
der Sprache verlangt, dass sie Sache und Form, Gegenstand und Verhältniss
rein abscheide, und nicht beide mit einander vermenge. So wie
sie auch ihn an diese Vermengung gewöhnt, oder ihm die Absonderung
erschwert, lähmt und verfälscht sie sein ganzes innres Wirken. Gerade
aber diese Absonderung wird erst rein vorgenommen bei der Bildung
der acht grammatischen Form durch Beugung, oder durch grammatische
Wörter, wie wir oben bei dem stufenartigen Bezeichnen der grammatischen
Formen gesehen haben. In jeder Sprache, die nur Analoga
von Formen kennt, bleibt Stoffartiges in der grammatischen Bezeichnung,
die bloss formartig seyn sollte, zurück.

Wo die Zusammenschmelzung der Form, wie sie oben beschrieben
worden, nicht vollkommen gelungen ist, da glaubt der Geist noch immer
die Elemente getrennt zu erblicken, und da hat für ihn die Sprache
nicht die geforderte Uebereinstimmung mit den Gesetzen seines eignen
Wirkens.

Er fühlt Lücken, er bemüht sich sie auszufüllen, er hat nicht mit einer
massigen Anzahl in sich gediegener Grossen, sondern mit einer verwirrenden
64halb verbundner zu thun, und arbeitet nun nicht mit gleicher
Schnelligkeit und Gewandtheit, mit gleichem Gefallen am leicht gelingenden
Verknüpfen besondrer Begriffe zu allgemeineren, vermittelst
wohl angemessner, mit seinen Gesetzen übereinstimmender Sprachformen.

Darin nun offenbart es sich, wenn man die Frage auf die äusserste
Spitze stellt, dass, wenn eine grammatische Form auch schlechterdings
kein andres Element in sich schliesst, als welches auch in dem sie nie
ganz ersetzenden Analogon liegt, sie dennoch in der Wirkung auf den
Geist durchaus etwas anderes ist, und dass dies nur auf ihrer Einheit
beruht, in der sie den Abglanz der Macht der Denkkraft an sich trägt,
die sie schuf.

In einer nicht dergestalt grammatisch gebildeten Sprache findet der
Geist lückenhaft und unvollkommen ausgeprägt das allgemeine Schema
der Redeverknüpfung, dessen angemessner Ausdruck in der Sprache
die unerlassliche Bedingung alles leicht gelingenden Denkens ist. Es
ist nicht nothwendig, dass dies Schema selbst ins Bewusstseyn gelange;
dies hat auch hochgebildeten Nationen gemangelt. Es genügt, wenn, da
der Geist immer unbewusst danach verfährt, er für jeden einzelnen
Theil einen solchen Ausdruck findet, der ihn wieder einen andren mit
richtiger Bestimmtheit auffassen lässt.

In der Rückwirkung der Sprache auf den Geist macht die acht grammatische
Form, auch wo die Aufmerksamkeit nicht absichtlich auf sie
gerichtet ist, den Eindruck einer Form, und bringt formale Bildung hervor.
Denn da sie den Ausdruck des Verhältnisses rein, und sonst nichts
Stoffartiges enthält, worauf der Verstand abschweifen könnte, dieser
aber den ursprünglichen Wortbegriff darin verändert erblickt, so muss
er die Form selbst ergreifen. Bei der unächten Form kann er dies nicht,
da er den Verhältnissbegriff nicht bestimmt genug in ihr erblickt, und
noch durch Nebenbegriffe zerstreut wird. Dies geschieht in beiden Fällen
bei dem gewöhnlichsten Sprechen, durch alle Classen der Nation,
und wo die Einwirkung der Sprache günstig ist, geht allgemeine Deutlichkeit
und Bestimmtheit der Begriffe, und allgemeine Anlage, auch
das rein Formale leichter zu begreifen, hervor. Es liegt auch in der Natur
des Geistes, dass diese Anlage, einmal vorhanden, sich immer ausbildet,
da, wenn eine Sprache dem Verstande die grammatischen Formen unrein
und mangelhaft darbietet, je länger diese Einwirkung dauert, je
schwerer aus dieser Verdunkelung der rein formalen Ansicht herauszukommen
ist.

Was man daher von der Angemessenheit einer nicht solchergestalt
grammatisch gebildeten Sprache zur Ideenentwicklung sagen möge, so
bleibt es immer sehr schwer zu begreifen, dass eine Nation auf der unverändert
bleibenden Basis einer solchen Sprache von selbst zu hoher
65wissenschaftlicher Ausbildung sollte gelangen können. Der Geist empfängt
da nicht von der Sprache, und diese nicht von ihm dasjenige, dessen
beide bedürfen, und die Frucht ihrer wechselseitigen Einwirkung,
wenn sie heilbringend werden sollte, müsste erst eine Veränderung der
Sprache selbst seyn.

Auf diese Weise sind also, soviel dies bei Gegenständen dieser Art
geschehen kann, die Kriterien festgestellt, an welchen sich die grammatisch
gebildeten Sprachen von den andren unterscheiden lassen. Keine
zwar kann sich vielleicht einer vollkommnen Uebereinstimmung mit
den allgemeinen Sprachgesetzen rühmen, keine vielleicht ist durch und
durch, in allen Theilen geformt, und auch unter den Sprachen der niedrigeren
Stufe giebt es wieder viele annähernde Grade. Dennoch ist jener
Unterschied, der zwei Classen von Sprachen bestimmt von einander
absondert, nicht gänzlich ein relativer, ein bloss im Mehr, oder Weniger
bestehender, sondern wirklich ein absoluter, da die vorhandne, oder
fehlende Herrschaft der Form sich immer sichtbar verkündet.

Dass nur die grammatisch gebildeten Sprachen vollkommne Angemessenheit
zur Ideenentwicklung besitzen, ist unläugbar. Wieviel auch
noch mit den übrigen zu leisten seyn dürfte, mag allerdings der Versuch,
und die Erfahrung beweisen. Gewiss bleibt indess immer, dass sie
niemals in dem Grade, und der Art, wie die andren, auf den Geist zu
wirken im Stande sind.

Das merkwürdigste Beispiel einer seit Jahrtausenden blühenden Literatur
in einer fast von aller Grammatik, im gewöhnlichen Sinne des
Worts, entblössten Sprache bietet die Chinesische dar. Es ist bekannt,
dass gerade in dem sogenannten alten Stil, in welchem die Schriften des
Confucius und seiner Schule verfasst waren, und der noch heute der allgemein
übliche für alle grossen philosophischen und historischen Werke
ist, die grammatischen Verhältnisse einzig und allein durch die Stellung,
oder durch abgesonderte Wörter bezeichnet werden, und dass es oft dem
Leser überlassen bleibt, aus dem Zusammenhang zu errathen, ob er ein
Wort für ein Substantivum, Adjectivum, Verbum, oder für eine Partikel
nehmen soll. 3 Der Mandarinische und literarische Stil haben zwar dafür
gesorgt, mehr grammatische Bestimmtheit in die Sprache zu bringen,
aber auch in ihnen besitzt sie keine wahrhaft grammatischen Formen,
und jene eben erwähnte Literatur, die berühmteste der Nation, ist von
dieser neueren Behandlung der Sprache durchaus unabhängig.

Wenn, wie Etienne Quatremere 4 scharfsinnig zu beweisen gesucht
hat, die Coptische Sprache die Sprache der alten Aegyptier gewesen ist,
so kommt auch die hohe wissenschaftliche Bildung, auf welcher diese
Nation gestanden haben soll, hier in Betrachtung. Denn auch das grammatische
System der Coptischen Sprache ist, wie Silvestre de Sacy 5 sich
ausdrückt, vollkommen ein synthetisches, das heisst ein solches, in welchem
66die grammatischen Bezeichnungen den, Sachen bedeutenden
Wörtern abgesondert vor- oder nachgesetzt werden. Silvestre de Sacy
vergleicht es namentlich hierin dem Chinesischen.

Wenn nun zwei der merkwürdigsten Völker die Stufe ihrer intellectuellen
Bildung mit Sprachen zu erreichen vermochten, die ganz, oder
grösstentheils der grammatischenFormen entbehren, so scheint hieraus
eine wichtige Einwendung gegen die behauptete Nothwendigkeit dieser
Formen hervorzugehen. Es ist indess noch auf keine Weise dargethan,
dass die Literatur dieser beiden Völker gerade diejenigen Vorzüge besass,
aufweiche die Eigenschaft der Sprache, von der hier die Rede ist,
vorzüglich einwirkt. Denn unläugbar zeigt sich die durch eine reiche
Mannigfaltigkeit bestimmt und leicht gebildeter grammatischer Formen
begünstigte Schnelligkeit und Schärfe des Denkens am glänzendsten im
dialektischen und rednerischen Vortrag, daher sie sich in der Attischen
Prosa in ihrer höchsten Kraft und Feinheit entfaltet. Von dem Chinesischen
alten Stil geben selbst diejenigen, welche sonst ein günstiges Urtheil
über die Literatur dieses Volkes fällen, zu, dass er unbestimmt und
abgerissen ist, so dass der auf ihn folgende, dem Bedürfniss des Lebens
besser angepasste dahin trachten musste, ihm mehr Klarheit, Bestimmtheit
und Mannigfaltigkeit zu geben. Dies beweist daher im Gegentheil
für unsre Behauptung. Von der Alt-Aegyptischen Literatur ist nichts
bekannt; was wir aber sonst von den Gebräuchen, der Verfassung, den
Bauwerken und der Kunst dieser merkwürdigen Länder wissen, deutet
mehr auf streng wissenschaftliche Bildung, als auf ein leichtes und freies
Beschäftigen des Geistes mit Ideen hin. Hätten indess auch diese beiden
Völker gerade die Vorzüge erreicht, die man billigerweise Anstand
nehmen muss, ihnen beizulegen, so würde dadurch das oben Entwickelte
nicht widerlegt seyn. Wo der menschliche Geist durch ein Zusammentreffen
begünstigender Umstände mit glücklicher Anstrengung seiner
Kräfte arbeitet, gelangt er mit jedem Werkzeuge zum Ziel, wenn
auch auf mühevollerem und langsamerem Wege. Allein darum dass er
die Schwierigkeit überwindet, ist die Schwierigkeit nicht minder vorhanden.
Dass Sprachen mit keinen, oder sehr unvollkommenen grammatischen
Formen störend auf die intellectuelle Thätigkeit einwirken, statt
sie zu begünstigen, fliesst, wie ich gezeigt zu haben glaube, aus der Natur
des Denkens und der Rede. In der Wirklichkeit können andre Kräfte
diese Hemmungen schwächen, oder aufheben. Allein bei der wissenschaftlichen
Betrachtung muss man, um zu reinen Folgerungen zu gelangen,
jede Einwirkung als ein abgesondertes Moment, für sich und so,
als würde sie durch nichts Fremdartiges gestört, beurtheilen, und dies
ist hier mit den grammatischen Formen geschehen.

Inwiefern auch in den Amerikanischen Sprachen eine höhere Bildungsstufe
erreicht ward, darüber lässt sich keine reine Erfahrung zu
67Rathe ziehen. Die Schriften von Eingebohrnen 6 in Mexikanischer Sprache,
die man besitzt, rühren nur von der Zeit der Eroberung her, und
athmen daher schon fremden Einfluss. Doch ist sehr zu bedauern, dass
man keine davon in Europa kennt. Vor der Eroberung gab es kein Mittel
schriftlicher Aufzeichnung in jenem Welttheil. Man könnte schon dies
als einen Beweis ansehen, dass in demselben kein Volk mit der entschiednen
Stärke der Denkkraft aufgestanden seyn muss, welche die
Hindernisse bis zur Erfindung des Alphabets durchbricht. Allein diese
Erfindung ist wohl überhaupt nur sehr wenige male geschehen, da die
meisten Alphabete, durch Ueberlieferung, eines aus dem andren entstanden
sind.

Die Sanskrit Sprache ist unter den uns bekannten die älteste und erste,
die einen wahrhaften Bau grammatischer Formen, und zwar in einer
solchen Vortreflichkeit und Vollständigkeit des Organismus besitzt,
dass in dieser Rücksicht nur wenig später hinzugetreten ist. Ihr zur Seite
stehen die Semitischen Sprachen; allein die höchste Vollendung des
Baues hat unstreitig die Griechische erreicht. Wie nun diese verschiednen
Sprachen sich in den hier betrachteten Rücksichten gegen einander
verhalten, und welche neue Erscheinungen durch das Entstehen unsrer
neueren Sprachen aus den classischen hervorgegangen sind, bietet
reichlichen Stoff zu weiteren, aber feineren und schwierigeren Untersuchungen
dar.

Anmerkungen68

1voir Ausgabe des Nalus. p. 202. nt. 77. p. 204. nt. 83.

2voir Die Huasteca Sprache hat nemlich, wie die meisten Americanischen, verschiedne
PronominalFormen, je nachdem die Pronomina selbstständig, das
Verbum regierend, oder von ihm regiert gebraucht werden; nin dient nur für
den letzten Fall. Die Silbe ta deutet an, dass das Object am Verbum ausgedrückt
ist, wird aber nur da vorgesetzt, wo das Object in der ersten oder zweiten
Person steht. Die ganze Art, das Object am Verbum zu bezeichnen, ist in
der Huasteca Sprache sehr merkwürdig.

3voir Grammaire Chinoise par M. Abel-Rémusat. p. 35. 37.

4voir Recherches critiques et historiques sur la langue et la litterature de l'Egypte.

5voir In Millins Magasin encyclopedique Tom. IV. 1808. S. 255., wo zugleich eben
so neue, als geistreiche Ideen über den Einfluss der hieroglyphischen und alphabetischen
Schrift auf die grammatische Bildung der Sprachen entwickelt
werden.

6voir A. v. Humboldts Essai politique sur le royaume de la Nouvelle Espagne. p. 93.
Desselben Vues des Cordillères et monumens des peuples de l'Amérique.
p. 126.